AUFARBEITUNG von Gewalt

Um Anerkennungsleistungen aus dem Fonds der katholischen Kirche für Anerkennungsleistungen für von sexuellem Missbrauch Betroffene zu erhalten, muss durch externe Ansprechpersonen eine Plausibilitätsprüfung vorgenommen werden.

Bei allen Fragen hierzu können Sie sich an die Anlaufstelle Gewaltschutz wenden.

Verlinkung zu Antragsformularen UKA: Anerkennung Kirche: Anerkennung Kirche (anerkennung-kirche.de)

Einrichtungen, in denen mehrfach Missbrauch passiert ist, werden von der Anlaufstelle Gewaltschutz begleitet, um eine entsprechende Aufarbeitung zu initiieren und eine Erinnerungskultur zu entwickeln.

Informationen zum Kinderheim Hoheneck

Bis weit in die 70er Jahre haben die Gesundheitshilfe und die Jugendhilfe Kinder und Jugendliche außerhalb des Elternhauses für mehrere Wochen weit weg von zuhause in sogenannten Kinderkurheimen untergebracht. Bundesweit wird das unter dem Begriff "Verschickungskinder" thematisiert. Nach heutigem Wissen mussten diese Kinder häufig physische und psychische Gewalt erleiden - pädagogische sowieso, aber auch  sexuelle Gewalt.

Der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat damals vor allem die Verschickung von württembergischen Kindern in andere Bundesländer und ins europäische Ausland (wie z.B. Schweiz, Österreich, Holland und Spanien) organisiert.

Aufgrund von vorhandenem Archiv-Material in zwei Caritas-Regionen und bezüglich einer Einrichtung auf dem Gebiet unserer Diözese konnten nun exemplarisch Erkenntnisse gewonnen und in einem Bericht zusammen geführt werden, wie die Vermittlung eines Kindes in eine Einrichtung erfolgte und wie der  Alltag in diesen Einrichtungen ausgesehen hat. Damit liegt ein Dokument zur Zeitgeschichte vor, das aus heutiger Sicht den damaligen pädagogischen Umgang als mindestens sehr fragwürdig bis unzumutbar erscheinen lässt. Das Dokument können Sie hier herunterladen.

In den unten aufgelisteten Kinderkurheimen in katholischer Trägerschaft auf dem Gebiet der Diözese Rottenburg-Stuttgart wurden in dieser Zeit auch Kinder aufgenommen. Über eine 2022 durchgeführte wissenschaftlich fundierte Archivrecherche konnte ein Überblick über die wenigen überlieferten Akten zu den ehemaligen Kinderkurheimen und der gängigen Verschickungspraxis gewonnen werden. Den Bericht "Archivfundstellen Verschickungskinder des Diözesancaritasverbandes" finden Sie hier zum Herunterladen. 

Liste der katholischen Einrichtungen in unserer Diözese, die ausschließlich Verschickungskinder aufgenommen haben - soweit sie bis zum jetzigen Zeitpunkt bekannt sind (Stand: August 2024)

• Kinderheim Marienhardt Auendorf Bad Ditzenbach (Betrieb von 24.2.1958 bis 14.9.1962)
  Träger: Elisabeth-Werk e.V. Göppingen, ab 15.9.1962 Caritasverband Württemberg

• Bad Buchau Federsee (Betrieb von 1.1.1974 bis 31.12.1980)
  Träger: Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart e.V., von 1949-1973 beim Deutschen Caritasverband

• Kindererholungsheim St. Antonius, Argenbühl (Betrieb von 1950 bis 1973)
  Träger: Kongregation der barmherzigen Schwestern vom hlg. Karl Borromäus

• Kindererholungsheim Hirsau, Calw  (Betrieb von 1925 bis 1977)
  Hirsauer Wiesenweg 75 bzw. ab August 1952 Hirsau Wildbaderstr. 20  
  Träger: Caritasverband für Württemberg

• Liebfrauenalb, 72535 Heroldstatt (Betrieb von 1964 bis 1975, seit Mai 1973 nicht mehr als Heim belegt)
  Träger: Caritasverband Ennabeuren, Heim Liebfrauen e.V.

• Haus Marienberg, Schramberg  (Betrieb ab August 1954; Ende nicht archivalisch belegt)
  Träger: Katholisches Pfarramt Schramberg-Sulgen, Caritasverband für Württemberg, Kreisverband Rottweil

• Kinderheim Rot an der Rot (Betrieb von 1947 bis 1959 (genaues Datum der Beendigung nicht bekannt)
  Träger: Prämonstratenserkloster  Rot an der Rot e.V, Besitzerin: Stadt Stuttgart 1947 bis 30.12.1952

Darüber hinaus war es in den Nachkriegsjahren üblich, dass jedes Kinder- und Jugendheim freie Kapazitäten für Verschickungskinder zur Verfügung gestellt hat.

Über diese Orte hinaus sind auch Kinderfachkliniken zur Rehabilitation von Asthma- oder TBC-kranken Kindern Orte für eine medizinisch begründete Verschickungspraxis gewesen. Hier war innerhalb der Diözese Rottenburg-Stuttgart insbesondere die Fachklinik Wangen im Allgäu bekannt (1928 bis 1991: Kinder-TBC-Heilstätte des Caritasverbandes. Von 1992 bis 2000 wurde die Klink von der Stiftung Liebenau übernommen).

Personen, die ihre eigene Geschichte in einer dieser Einrichtungen näher recherchieren bzw. aufarbeiten möchten, können sich an die Anlaufstelle Gewaltschutz wenden: intervention@caritas-dicvrs.de.

Das Landesarchiv Baden-Württemberg hat sich aus historischer Perspektive um eine Aufarbeitung dieser Geschichte bemüht und eine entsprechende Ausstellung entwickelt: Aufarbeitung Kinderverschickung Baden-Württemberg - Landesarchiv Baden-Württemberg (landesarchiv-bw.de)

Die Geschichte der sogenannten Verschickungskinder aufzuarbeiten ist Anliegen und Verdienst des bundesweiten Vereins Aufarbeitung und Erforschung von Kinder-Verschickungen e.V. Verschickungsheime

Informationen finden Sie beim Landesarchiv Baden Württemberg.

Zur Homepage des Landesarchiv