Jeden Herbst gibt es eine Vielzahl an offenen Ausbildungsstellen, die nicht besetzt werden. Und dies, obwohl viele junge Menschen ohne Lehrstelle zurückbleiben. So auch in diesem Jahr: Auf 21.130 gemeldete offene Lehrstellen in Baden-Württemberg waren bei der Agentur für Arbeit zum Ausbildungsbeginn Anfang September noch 10.758 junge Menschen als unversorgt - das heißt ohne Ausbildungsplatz - gemeldet. Diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben oft einen schlechten Schulabschluss und keine Fürsprecher. Damit sie eine Perspektive erhalten, dafür kämpft die Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (LAG KJS) Baden-Württemberg durch Angebote der Jugendberufshilfe, Schulsozialarbeit oder der Jugendmigrationsdienste. Diese Woche feiert die LAG KJS ihr 60-jähriges Bestehen.
"Jugendliche am Übergang von der Schule in den Beruf sind heutzutage durch globale Krisen, Kriege, Flucht und die Folgen der Corona-Maßnahmen stark belastet", erklären die Caritasdirektorinnen Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock (Rottenburg-Stuttgart) und Birgit Schaer (Freiburg). "Diesen jungen Menschen fehlt häufig ein Rückhalt und sie fallen oft durch alle Raster. Dabei brauchen gerade sie gezielte Förderung und Begleitung, um den Einstieg ins Berufsleben zu schaffen. Diese jungen Menschen geraten häufig aber erst dann in den Fokus der Politik, wenn sie sich öffentlich auffällig verhalten." Für Barbara Stanger, Vorsitzende der LAG KJS, ist Jugendsozialarbeit nicht nur ein Qualitätsmerkmal, sondern Teil unserer sozialen Infrastruktur. "Sie muss dauerhaft abgesichert werden, denn Jugendliche, die wir in Baden-Württemberg am Übergang von der Schule in den Beruf nicht erreichen, werden uns in den kommenden Jahren in unserer Gesellschaft und auch in der Wirtschaft fehlen. Deshalb darf jetzt nicht an der Jugend gespart werden!"
Gründung in den 1960er Jahren
In den 1960er Jahren schlossen sich verschiedene Akteure der katholischen Jugendhilfe zur LAG KJS zusammen, um junge Menschen in Ausbildung und Wohnen zu unterstützen. Hintergrund war auch der anhaltende Zuzug von Spätaussiedlern nach Baden-Württemberg: Viele Jugendliche suchten Beratung in persönlichen und beruflichen Fragen sowie Hilfe bei der Vermittlung von Ausbildungsplätzen und Unterkünften.
Heute leistet die Jugendsozialarbeit einen entscheidenden Beitrag zu Chancengleichheit und Teilhabe. Durch Jugendberufshilfe, Schulsozialarbeit und im Jugendwohnen werden junge Menschen auf ihrem Weg in Ausbildung und Selbstständigkeit begleitet. Gleichzeitig sieht sich die Jugendsozialarbeit selbst mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert: Viele Angebote geraten durch finanzielle Kürzungen in Gefahr und ihre Notwendigkeit wird immer häufiger infrage gestellt.
Die Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit agiert in Baden-Württemberg unter dem Dach der beiden Diözesancaritasverbände Rottenburg-Stuttgart und Freiburg. Sie umfasst die Bereiche Mobile Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Jugendberufshilfe, Jugendwohnen und Jugendmigrationsdienste. Ziel ist es, die Lebensbedingungen von jungen Menschen mit wenig Teilhabechancen zu verbessern und Jugendsozialarbeit zu fördern.