Den Wunsch nach mehr politischem Rückenwind bei der nachhaltigen Transformation ihrer Arbeit äußerten Caritas und Diakonie in Baden-Württemberg bei ihrem zweiten Nachhaltigkeitskongress in Stuttgart. Vor allem in den Bereichen Immobilien, Mobilität und Beschaffung arbeiten die Wohlfahrtsverbände daran, nachhaltiger zu werden.
Auf der Wunschliste ganz oben steht bei Caritas und Diakonie eine interministerielle, interinstitutionelle und hilfefeldübergreifende Arbeitsgruppe, in der neben der Landespolitik und den Sozialverbänden auch Vertreterinnen und Vertreter der "kommunalen Familien", der Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS), sowie die Kostenträger vertreten sind. Dort sollen für die offenen Fragen der Refinanzierung bereichsübergreifend zukunftsfähige Lösungen gefunden werden. Auch wollen die kirchlichen Wohlfahrtsverbände diskutieren, wie die Lebenszyklusbetrachtung (Energiebilanz bezogen auf die Lebensdauer) und der CO2-Schattenpreis (Miteinberechnung der Folgen klimaschädlicher Treibhausgase über einen fiktiven Preis) in die Darstellung der Wirtschaftlichkeit und die Anerkennung der betriebsnotwendigen Kosten einfließen können und als solche von den Kostenträgern anerkannt werden.
An ihre Bundesverbände richteten sie den Appell, mit Nachdruck politische Gespräche zur Verankerung der Nachhaltigkeit in den Sozialgesetzbüchern zu führen. Von den Kirchen erhoffen sie sich, dass sie ihre Sozialverbände beim Thema Nachhaltigkeit mit Ressourcen unterstützen. Zugleich wollen Diakonie und Caritas im Sinn einer Selbstverpflichtung weiter aktiv an der eigenen Nachhaltigkeit arbeiten und dabei sowohl ihre Mitarbeitenden als auch ihre Klientinnen und Klienten als Motor mitnehmen, anhören und unterstützen.
Die Keynote beim Kongress gab Yvonne Zwick, Vorsitzende des Nachhaltigkeits-Netzwerks B.A.U.M. e.V. Sie betonte die Relevanz der Sozialwirtschaft zur Erreichung der Klimaziele.
"Die Kreativität und der Wille, jetzt loszulegen, sind da", so fasste Dr. Robert Bachert, Finanzvorstand der Diakonie Württemberg, die Stimmung in den Mitgliedsverbänden zusammen. Der Weg sei oft steinig: "Das bestehende System belohnt keine Effizienzen", zog Jan Grabow, Wirtschaftsprüfer bei Curacon und Co-Autor des Gutachtens "Untersuchung der Hemmnisse für die Finanzierung von Energiesparmaßnahmen in Pflegeheimen und Vorstellung von Lösungsansätzen" sein Fazit. Umso zufriedener waren Gastgeber und Gäste über die ausgestreckte Hand von Frank Stahl, Dezernent für Soziales beim KVJS: Ein gemeinsames, interdisziplinäres Gespräch zu den drängenden Refinanzierungsfragen wurde noch auf dem Podium ausgemacht.
Robert Becker von der Evangelischen Bank mahnte: "Einrichtungen der Sozialwirtschaft müssen sich trotz Hemmnissen auf den Weg machen, weil sie es müssen. Die Regulatorik macht vor ihnen nicht Halt." Er sprach zu den Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Rolle der Banken.
Am Nachmittag arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops zur Wesentlichkeitsanalyse und konkreten Umsetzungsfeldern wie Mobilität von Mitarbeitenden und Gebäudemanagement bis hin zur Gewinnung und Motivation von Mitarbeitenden, bei der nachhaltigen Transformation mitzuziehen. Matthias Fenger, Vorstand beim Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart, schloss den Kongress mit den Worten: "Es muss nicht alles perfekt sein. Aber loslaufen müssen wir."
Hinweis für die Redaktionen:
Gleichlautende Pressemitteilung verschicken heute die vier kirchlichen Wohlfahrtsverbände in Baden-Württemberg. Diese sind der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg, der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart, das Diakonische Werk Baden und das Diakonische Werk Württemberg. Sie engagieren sich spitzenverbandlich für die Interessen von armen, benachteiligten und hilfebedürftigen Menschen. Als Dachverbände vertreten sie 8.000 evangelische und katholische Einrichtungen und Dienste mit rund 365.000 Plätzen. In den Verbänden arbeiten über 150.000 hauptamtliche und 136.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Angebote von Diakonie und Caritas richten sich an alte und pflegebedürftige Menschen, Kinder, Jugendliche und Familien, Arbeitslose, Wohnungslose, Menschen mit Behinderung, Menschen mit Fluchterfahrung oder mit einer Suchterkrankung, überschuldete und andere arme Menschen.